Steirischer Waldwirtschaftspreis 2015

DI Barbara und Ing. Thomas Lanzer-Breitfuß
Österreichischer Staatspreis 2015
1. Januar 2015
Waldverband aktuell 1/2015
15. Februar 2015

Waldbau vom Feinsten (oder: Gebt der Jugend eine Chance)

Mit 17 ha Waldfäche gehört der Betrieb Zehrfuchs in der Oststeiermark zu den kleinen Waldbesitzern, aber wie er seinen Wald bewirtschaftet, das ist große Klasse. Die Kräfte der Natur mit waldbaulichem Fingerspitzengefühl sinnvoll nutzen und dabei Zeit und Geld sparen.

B Ed. Ingrid und Ing. Christoph Zehrfuchs bewirtschaften in der Gemeinde Dechantskirchen in der Ortschaft Kroisbach 108 eine kleine Landwirtschaft im Vollerwerb. Mit 21 Jahren hat der nun mittlerweile 30 Jährige den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Die 17 ha Wald und 6 ha landwirtschaftliche Flächen (Gemüse, Obst, Ackerbau) reichen aus, um die Existenz der jungen Familie zu sichern.

Viel Hirn pro ha Wald einsetzen und das Notwendige vom Möglichen unterscheiden

Hier sieht der Betrieb auch seine Stärke und zitiert Dr. Winfried Hartl von der Bioforschung Austria: „Unser größter Standortvorteil ist viel Hirn pro Hektar“ und fügt weiters hinzu: „Wir haben gelernt, das Notwendige vom Möglichen zu unterscheiden! In dieser Bescheidenheit verbirgt sich viel Zufriedenheit“. Dem Betriebsführer ging vor 4 Jahren ein Licht auf, als er die Chancen eines funktionierenden Bodens durch die Ausbildung zum „Bodenpraktiker“ erkannte. Ähnlich wie im Wald wird das Gemüse in eine Streuauflage (Mulchschicht) gepflanzt und fördert so die Bodenfruchtbarkeit und –feuchtigkeit. Die hohe Produktionsintensität im Gemüse- und Obstbau spiegelt sich auch in der Waldbewirtschaftung wieder. Die Entscheidung, weg vom Altersklassenwald, hin zur Plenterwirtschaft, wurde bereits Generationen zuvor als produktivste Entscheidung getroffen. Bereits der Vater von Christoph Zehrfuchs hat seinen Wald nach den Grundsätzen der naturnahen Waldwirtschaft zu pflegen begonnen. Es zeigen sich die ersten Früchte dieses konsequenten Weges in hohen Einzellstammerträgen neben wunderschönen Naturverjüngungen. Hier verweist Christoph Zehrfuchs gerne darauf, dass Waldwirtschaft und eigentlich Landwirtschaft überhaupt immer generationsübergreifend gedacht werden muss.

Auf dem Weg zum Dauerwald

Eine große Hilfe ist dabei der Forstwart Walter Kirchsteiger der BK Oststeiermark. Er hat durch seine waldbauliche Erfahrungen, in der Beratung und seiner konkrete Auszeige geholfen, die Weichen für die Naturnahe Waldwirtschaft zu stellen. Das leicht geneigte Gelände und die gute Aufschließung sind optimale Voraussetzungen für die kleinflächige einzelstammweise Nutzung. Jährlich werden rund 10% der Fläche ausgezeigt und nach dem Plenterprinzip genutzt. Der Wald befindet sich in einer Überführungsphase vom ehemaligen Altersklassenwald in einen zukünftigen Dauerwald. Unter dem aufgelockerten Kronendach der Altbestände verjüngen sich in erster Linie die natürlichen Schlußbaumarten Fichte, Tanne und Buche. In stärker vorgelichteten Bestandesteilen kommen auch die Lichtbaumarten Eiche, Kiefer und Vogelkirsche ohne Schutzmaßnahmen auf.

Eiche, eine schwierig zu verjüngende Baumart

Dass selbst die so schwierig zu verjüngende Baumart Eiche so vital und weitgehend ohne Verbiss aufwächst spricht für sich. Um diesen Zielen noch besser gerecht zu werden, soll die ohnehin gute Aufschließung in Zukunft noch weiter erhöht werden. Auch wenn sein bereits 18 Jahre alter Patu 8to Krananhänger und sein 80PS Allradtraktor ein eher kleines und leichtes Gespann sind, so ist es doch ein wichtiges Ziel von Zehrfuchs, den Waldboden noch mehr zu schonen. Dazu wird überlegt, eine Seilrückung hin zum feingliedrigen Aufschließungsnetz mit dem Sortimentsschlepper zu kombinieren. Christoph Zehrfuchs erwartet sich dadurch eine noch bessere Schonung des Jungwuchses und des Bodens. „Wir müssen erst prüfen, welche Folgen die derzeit gängige waldbauliche Praxis auf die Bodenverdichtungen und somit auf den Ertrag haben“ so der junge Betriebsführer. Wichtiger Bestandteil einer funktionierenden Naturverjüngung ist auch ein gutes Einvernehmen mit der Jagd. Es wird der Bau von Reviereinrichtungen unterstützt. Bei der Nutzung wird größter Wert auf eine optimale Ausformung der genutzten Stämme gelegt. In den letzten 10 Jahren wurden jährlich durchschnittlich 180 fm Sägerundholz und Industrieholz mit einem durchschnittlichen Holzerlös von € 61,55 verkauft. Dazu wird vor allem auf die regional ansässigen Sägewerke gesetzt. „Wir Bauern wollen doch, das die Leut zu uns kommen und unsere Produkte kaufen, dann müssen wir uns auch bemühen, dass sie vor Ort Arbeit finden“, so eine weitere Philosophie von Zehrfuchs. Die Holzschlägerung wird von Christoph Zehrfuchs gemeinsam mit einem Bauernakkordanten durchgeführt. „Früher haben wir die Schlägerung vergeben und hatten großes Glück, gutes Personal gefunden zu haben. Doch wer seinen Wald kennen lernen will, muss selbst Hand anlegen, denn jeder gefällte Baum erzählt eine Geschichte“ so der ausgebildete Waldpädagoge. Wenn neben der Arbeit noch Zeit bleibt, sieht sich der Waldbauer Zehrfuchs auch gerne mit Kindern im Wald. Wer kann der kommenden Generation besser vermitteln, was nachhaltige Landwirtschaft bedeutet, als der Wald und seine Bewirtschafter?

„Wir müssen den Menschen zeigen, wie wir arbeiten und ihnen näher bringen, was gelebte Nachhaltigkeit ausmacht und wie man sie erkennt“

Die Erhaltung der Ertragskraft ist dem Betriebsführer sehr wichtig, das Kronenmaterial bleibt im Wald und sichert im natürlichen Nährstoffkreislauf die Ertragskraft seiner Bestände. Selbstverständlich erscheint es da, dass der Hof mit dem eigenen Energieholz mit Wärme versorgt wird.