Österreichischer Staatspreis 2014

Gerti und Albert Schiefer
Steirischer Waldwirtschaftspreis 2014
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Waldverband aktuell 1/2014
15. Februar 2014
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Martin Kressnig, Pusterwald

Die Überlebensfähigkeit als Vollerwerbsbetrieb sichern

Die Familie Kressnig bewirtschaftet am Eingang des Pusterwaldgrabens im oberen Murtal einen Vollerwerbsbetrieb, bei dem die Waldwirtschaft die Hauptrolle spielt.

D er Betrieb mit Hofnamen „Sagbauer“ umfasst knapp 120 ha, davon 116 ha Wald. Die arrondierten Waldflächen erstrecken sich vom Talboden bei 1.000 m Seehöhe bis auf eine Kammlage bei 1.650 m und werden von mehreren Gräben durchzogen. Das Kleinrelief ist wechselhaft, die Geländeneigung schwankt stark und beträgt im Mittel 52 %. Die Landwirtschaft mit 3 ha wird extensiv, ausschließlich zur Erhaltung der regionaltypischen Landschaft betrieben. Früher erfolgte auf dem Großteil der Waldflächen ein intensiver Waldweidebetrieb, dessen Auswirkungen auf Böden und Bestände noch deutlich sichtbar sind.

Die Familie erkannte frühzeitig, dass die Landwirtschaft in dieser Form nicht wirtschaftlich betrieben werden kann und konzentrierte sich voll auf die Waldwirtschaft. Durch die vorherrschenden Geländeverhältnisse dominierte früher der Kahlschlag mit händischer Lieferung des Holzes. Erst die Intensivierung der Forsterschließung ermöglichte die Umstellung auf eine naturnahe Waldwirtschaft. Mittlerweile verfügt der Betrieb über ein LKW-befahrbares Forstwegenetz von 12,4 km. Mit einer Wegedichte von 105 lfm/ha ist die Erschließung nahezu abgeschlossen. In den vergangenen Jahren erfolgte die Errichtung von 4 km Feinerschließungen und die Schotterung des Hauptwegenetzes zur Tragfähigkeitserhöhung sowie der Ausbau noch vorhandener Spitzkehren für die bessere Befahrbarkeit.

Die jährliche Nutzungsmenge richtet sich nach dem Holzmarkt und beträgt im Schnitt 750 FMO, was 95 % des Zuwachses entspricht. Der Vornutzungsanteil beträgt bis zu 80 %. Bei den Endnutzungen wird die einzelstammweise Zielstärkennutzung angestrebt. Wo diese aufgrund der Gelände- und Bestandesverhältnisse nicht möglich ist, wird Gruppenplenterung oder Femelung angewendet, wobei die gänzliche Abkehr von kleinflächigen Nutzungen, auch aus waldbaulichen Gründen, nicht forciert wird. Der Anteil der natürlichen Verjüngung erhöhte sich auf über 90 %.

Zur Komplettierung und Verbesserung des Mischungsverhältnisses werden Lärchen und Laubhölzer auch künstlich eingebracht. Die von der Familie in Eigenregie durchgeführte intensive Bejagung der Flächen reduziert die Wildschäden deutlich, obwohl gepflanzte Jungwüchse dennoch Einzelschutz erfordern. Die rechtzeitige Kulturpflege und die frühzeitige, starke Stammzahlreduktion, besonders zur Erhaltung des Mischungsverhältnisses, erhöht die Stabilität der Bestände und ermöglicht auch bei Erstdurchforstungen, sägefähige Sortimente auszuformen. Für diese Maßnahmen werden zusätzlich zwei Saisonarbeitskräfte eingesetzt, ansonsten ist die Familie bestrebt, die Waldarbeit gänzlich selbst zu erledigen.

Da das vorhandene Steilgelände trotz optimaler Erschließung Seilkraneinsätze erforderlich macht, wurde mit zwei weiteren Betrieben ein auf einem LKW aufgebautes Kippmastseilgerät mit Sortierkran angeschafft, das die Eigentümer abwechselnd bedienen – das verbessert die Auslastung des Gerätes und schafft zusätzliches Arbeitseinkommen.

Martin Kressnig hat im Rahmen seiner Ausbildung zum Forstwirtschaftsmeister einen Waldwirtschaftsplan erstellt, der laufend adaptiert wird. Als Mitgliedsbetrieb des Arbeitskreises Forst der LK Steiermark erfolgen regelmäßig Aufzeichnungen über die Arbeitszeiten und den Betriebsmitteleinsatz nach Kostenstellen. Die Nachkalkulationen bzw. die Ermittlung der Deckungsbeiträge in den Vor- und Endnutzungen liefern Grundlagen für die rationelle Führung des Betriebes. Laufende Betriebsvergleiche werden im Arbeitskreis ausgearbeitet und diskutiert. Für den Betriebsführer ist der regelmäßige Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen und Forststammtischen der WWG Judenburg selbstverständlich.

Wie aus dem Hofnamen "Sagbauer" hervorgeht, wird seit Generationen eine Hofsäge betrieben, mit der jährlich etwa 120 F MO eigenes Rundholz weiterverarbeitet wird, um die Wertschöpfung zu erhöhen. Sofern es die Arbeitszeitkapazitäten erlauben, werden auch Lohnaufträge angenommen. Dabei bewährt sich der Einsatz des betriebseigenen Krananhängers. Die Waldwirtschaft der Familie Kressnig dient der Sicherung der Überlebensfähigkeit des Gesamtbetriebes und garantiert gemeinsam mit dem Betrieb der Hofsäge den Fortbestand des Vollerwerbs. All dies ist nur durch die gute Zusammenarbeit innerhalb der Familie möglich.