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Die Zukunft ist auf Holz gebaut

Als waldreichstes Bundesland hat die Steiermark in Sachen Nachhaltigkeit eindeutig die Nase vorne. Spannend sind vor allem die neuen Produkte, die der Wald liefert.

Autos, die weitgehend aus Holz bestehen, „Baumwolle“ aus Buchenfaser, die in Designerkleidung zum Einsatz kommt. Gemüseverpackungen aus CO2 – neutraler Zellulose, aber auch Ummantelungen von Computern oder Handys: Die Einsatzmöglichkeiten des Rohstoffs Holz sind schier grenzenlos und schützen ganz nebenbei auch unser Klima. „Denn Bäume speichern während ihres Wachstums CO2: wird der Baum dann reif geerntet und verarbeitet, bleibt dieser Kohlenstoff gebunden. Holz produziert bei der Erzeugung nur ein Gas: Sauerstoff“, weiß Doris Stiksl, Geschäftsführerin von proHolz Steiermark. Mit viel Leidenschaft betreibt sie Lobbyarbeiten für die grünen Lungen unseres Landes. Denn mit 61,4 Prozent Bewaldung trägt die Steiermark ihren Beinamen „Grünes Herz“ nicht umsonst. Damit schon die Kleinsten mit diesem Wissen aufwachsen, wurde vor rund sieben Jahren die Initiative „Holz macht Schule“ institutionalisiert, die nun Österreichweit ausgerollt wird. Die 2017 in Graz gegründete Neue Mittelschule mit dem Schwerpunkt Holz wurde mittlerweile mehrfach kopiert und soll demnächst auch in Frankreich reproduziert werden.

Hoch hinaus

Vor allem als Baustoff findet Holz wieder vermehrt Verwendung. „Dank intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit können wir immer höher und mit immer weiteren Spannweiten bauen“, so Stiksl. Damit künftige Architekten das auch immer mitbedenken, gibt es seit 2017 die erste Professur für Architektur und Holzbau Österreichs an der TU Graz. Nicht nur private Häuslbauer schätzen das Wohnklima im modernen Holz(Riegel)-haus. Auch öffentliche Stellen setzen auf den klimafreundlichen Baustoff. So wurde in Graz der erste achtstöckige soziale Wohnbau aus Holz errichtet, seit kurzem fungiert im LKH Graz II das erste Holz-Krankenhaus Österreichs dank Wohlfühlatmosphäre als Genesungshelfer. Neben den gesundheitsfördernden Eigenschaften überzeugen Holzbauten auch in der Fertigung: Holzbaustellen sind leise, sauber und schnell – denn dank hohem Vorfertigungsgrad kann ein Stockwerk innerhalb von fünf Tagen fertiggestellt werden.

Wirtschaftsfaktor

Alle vier Sekunden wächst in der Steiermark ein Kubikmeter Holz nach und bindet eine Tonne CO2, innerhalb von weniger als drei Minuten produziert der Wald ein ganzes Einfamilienhaus. 55.000 Arbeitnehmer sind in der steirischen Forst- und Holzwirtschaft beschäftigt, die Tendenz ist steigend. „Es besteht ein großes Potential an zusätzlichen Green Jobs“, bestätigt Stiksl. Immerhin stammt rund ein Sechstel der Steirischen Wirtschaftsleistung aus der Forst- und Holzwirtschaft. Der Export spielt dabei eine große Rolle. So wurden etwa im Hyatt Regency in Köln Holzböden der renommierten steirischen Firma „Admonter“ verlegt, die Firma Mayr-Melnhof war maßgeblich am Bau des Hamburger Studentenheims „Woodie“ beteiligt. Der jüngste Coup der Firma KLH, die Gebäude in London, Washington und Australien errichtete, ist ein Bootshaus in Cambridge. Auf solchen Erfolgen will sich Stiksl aber nicht ausruhen - denn es gilt, das Holzland Steiermark fit für die Zukunft zu machen. So gilt der steirische Paradebaum, die Fichte, als Verlierer der Klimakriese, da sie die Trockenheit schlecht verträgt. „Hier brauchen wir Alternativen.“ Auch gebe es immer mehr sogenannte „hof-ferne“ Waldbesitzer – das sind solche, die ein Stück Wald geerbt haben, aber einer anderen Tätigkeit nachgehen und ihren Grund und Boden daher nicht bewirtschaften. „Leider binden aber überaltete Bäume viel weniger CO2“, erklärt die Expertin. Daher unterstützen die Landwirtschaftskammer und andere Experten Kleinwaldbesitzer beim Bewirtschaften und bei der Vermarktung. Eine weitere wichtige Frage ist die möglichst wirtschaftliche und sorgsame Verarbeitung des wertvollen natürlichen Rohstoffes. „Wie beim Fleisch gilt es, das Holz zu filetieren und jedes Teil optimal zu verwenden.“

Text: Alexandra Reischl, Fotos: KLH/KOEN Van Damme, Jaques Ferrier Architecture, Luc Boegly, Brigida González, Expressiv.at, Allmann Sattler Wappner Architekten GmbH, Marija Kanizaj; Business Monat Februar/März 2020